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Eintrag vom 17.04.2015

Nasen-Joseph, Berlin 1898 - Die Anfänge der Schönheitschirurgie

Der Einstieg in die Tätigkeit als Schönheitschirurg begann für den Berliner Arzt Jacques Joseph mit dem Verlust seines Jobs an der Universitätsklinik, weil sein Vorgesetzter keine medizinische Notwendigkeit darin sah, einem Jungen die Segelohren anzulegen.

Von diesem Eingriff hörte ein junger Gutsbesitzer, der unter seiner übergroßen Nase litt – oder besser: unter den Reaktionen der Umwelt auf dieselbe. Eigentlich war Joseph Orthopäde, aber wer Ohren anlegen kann, kann vielleicht auch Nasen verkleinern, so dachte der Mann und begab sich 1898 in Josephs Praxis. – Der Beginn der Nasenkorrektur im Sinne der Schönheitsoperation war gesetzt.

Eingriffe, die eine Verbesserung des Aussehens eines Menschen zum Ziel hatten, waren nicht neu. Es gab also bereits eine „plastische Chirurgie“ – im 6.Jh. formte ein indischer Arzt Verbrechernasen neu und im Italien der Renaissance wurden die eingefallenen Nasen Syphilis-Kranker wieder hergestellt. Bisher wurden damit Menschen behandelt, die durch Verletzungen oder Krankheiten stark verstümmelt waren. Das rein psychische Leiden unter einem rein ästhetischen Makel litt, galt nicht als Indikation für einen chirurgischen Eingriff.

Dass die Schönheitschirurgie seit den Anfängen im 20. Jh. bis heute zu einem Massenphänomen werden konnte, lag zum großen Teil an zwei Entdeckungen: Mitte des 19.Jh. wurde die Anästhesie eingeführt, was das Maß an Schmerzen, das für eine rein optische Korrektur in Kauf genommen werden musste, verhältnismäßig günstig erscheinen ließ. Fast zeitgleich trat die Bedeutung eines sterilen Operationsumfeldes in den Vordergrund – Insgesamt wurde das Operieren also sicherer und schmerzärmer, was auch Eingriffe rechtfertigte, die nicht unbedingt notwendig erschienen.

Was Jacques Josephs Nasenkorrekturen darüber hinaus einen großen Aufschwung bescherte, war, dass er 1904 ein Verfahren nebst Instrumenten entwickelte, um durch die Nasenlöcher – und das bedeutet: ohne äußerlich sichtbare Narben – zu operieren. Die von ihm entwickelten Instrumente, kleine Skalpelle, Sägen und Schabinstrumente, lassen sich noch heute in den Operationssälen finden.

Josephs Tarife richteten sich nach dem Einkommen der Kunden und nach dem Grund der Behandlung. Reiche Fabrikantentöchter konnten durchaus umgerechnet 6000 €uro pro Nase zahlen, während Ärmere weniger oder mitunter nichts zahlten. Besonders beachtenswert sind hierbei Eingriffe, die er aus sozialer und ethnischer Motivation heraus vornahm. So operierte Joseph, selbst Jude, besonders in dem Jahr nach der Machtergreifung der Nazis bis zu seinem Tode 1934 vielen seiner Glaubensbrüdern und -schwestern stigmatisierende Höcker- oder Hakennasen weg.

Der „Nasen-Joseph“ widmete sich auch anderen Körperteilen, Nasen blieben jedoch sein Spezialgebiet. Er erstellte Kataloge, in denen sich Kunden die Nase ihres Bedarfs aussuchen konnten: Eine energische, eine kecke, eine intelligente oder eine energische Nase? Alles möglich! Seine Kundschaft war international, ebenso wie seine Schüler, die sein Wissen und seine Methoden verbreiteten.  

Quelle: spiegel.de

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