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Eintrag vom 03.04.2015

Philosophieren über Schönheit - Konrad Paul Liessmann im Gespräch

Ein Zitat von Stendhal bildet den Auftakt zu einem Interview der Reihe "Philosophie im Gespräch" mit dem Philosophen Konrad Paul Liessmann: "Schönheit ist nur ein versprechen von Glück" Damit setzt er den Grundton seiner Ausführungen. Schönheit ist kein Selbstzweck, sondern dient dort, wo sie sich zeigt, immer auch anderen Zwecken: Erfolg im Beruf oder beim anderen Geschlecht, Status, Sympathieerwerb - kurz: sie dient der Chancenoptimierung in der Gesellschaft.   

Stendhal folgend erklärt der Philosoph, dass Schönheit einen Eindruck davon vermittle, wie es sein könnte, wenn Vollkommenheit und Harmonie existierte. Sie verweist also immer nur zeitweise und punktuell auf unsere Ideale und zeigt dabei immer auch die Differenz dieser Ideale zu unserer Wirklichkeit auf. Somit ist sie immer auch ein kritischer Einspruch gegen das Unharmonische, Imperfekte, Defizitäre unserer Wirklichkeit. 
Schönheit als Korrektiv der Wirklichkeit kann daher nie durch die Wirklichkeit selber vollständig eingeholt werden, sie bleibt notwendigerweise Ideal und Utopie.

In diesem Kontext geht Liessmann auch auf moderne Phänomene wie die Zunahme von Schönheitsoperationen ein. Er sieht sie als Fortsetzung eins sehr alten Bedürfnisses des Menschen, nämlich des Bedürfnisses, "sich selbst zum Gegenstand ästhetischer Gestaltung zu machen", dessen Spuren bis in das Altertum zurückgehen. Schon immer haben Menschen den Körper bestimmten Eingriffen unterzogen, die die einen Körperpartien betonten, andere minimierten. Liessmann findet das selbstverständlich und verurteilt daher auch nicht die medizinischen Verfahren und diejenigen, die sie nutzen.
Vielmehr betrachtet er auch diese Formen der Körperbildung als Teil der Bildung schlechthin. Er betont aber, dass es auf das Maß ankommt und der Mensch darüber nicht vernachlässigen sollte, andere Möglichkeiten des Selbstausdrucks und der Bildung zu pflegen als diese äußerlich-oberflächlichen.

Dass dieses Bedürfnis heutzutage einen so großen Anklang und Ausdruck in breiten Bevölkerungsschichten findet, so dass es sogar ein Phänomen des Mittelstandes geworden ist, erklärt Liessmann nicht nur durch die Fortschritte der Medizin, die derartige Eingriffe risikoärmer und günstiger machen, sondern vor allem dadurch, dass wir in einer hochgradig visualisierten Kultur leben, in der wir ständig und überall mit digital optimierten Ikonen der Schönheit konfrontiert werden, die einen "ungeheuren normativen Druck" erzeugen. 

Informiert, schlau, sehenswert und nachdenkenswert!

Und lesen kann man das Ganze, und noch viel mehr, auch: Konrad Paul Liessmann: Schönheit (UTB Profile) 2009

Quelle: youtube.com

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